von Alexander-Ivo Franz
Wie entstand die Form des historischen Kölns? Der Legende nach waren französische Bäckermeister daran nicht unbeteiligt. Das beliebte zarte Backwerk „Croissant“ erinnert ja an die „zunehmende Mondsichel“ , dabei wird es aus einem – aus mehrfach gefaltetem ausgerolltem Teig geschnittenen Dreieck – locker aufgerollt und danach zu Hörnchen gebogen. Und so ein Hörnchen findet sich am linken Rheinufer mit dem alten Köln wieder. Auch heute ist dort die Grundstruktur des Croissants noch erhalten. Bei Ausgrabungen kommen immer neue Schichten zutage.
Die Konzentration der mittelalterlichen Häuser in der Mitte erinnert an die dickste knusprige Stelle eines Croissants – wir nennen unser Stadtmodell wegen dieser Form liebevoll „CROISSANT DE COLOGNE“. Es ist für uns eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration auf den Spuren unserer Vorfahren. Hashtag: #CROISSANTdeCOLOGNE
Das weltweit einmalige vollplastische Stadtmodell von „Köln um 1570“ befindet sich seit 2012 in der VILLA ARTIS im MMKM – Museum Mülheim an der Ruhrstraße 3. Das Modell wurde vor vielen Jahren, als es weder Google-MAPS und andere Hilfsmittel gab, auf der Basis eines „Kupferstichs mit Schrägansicht“, geschaffen von Arnold Mercator (1570) und umfangreichen Recherchen in jahrelanger Kleinarbeit erstellt.
Das Modell ist nur 200 x 200 cm groß und daher transportabel. Es ist aus Holz und Pappe modelliert und anschließend umfassend bemalt worden.
Basis waren u.a. Gebäudezeichnungen auf Millimeterpapier, Gebäude-Grundrisse und historische Gemälde oder Aufnahmen. Schwierig war die Nachbildung der nicht von Mercator abgedeckten „Rückseiten“ seiner berühmten ersten „Schrägansicht“ aus dem Jahr 1570, die für das Modell erst ermittelt werden mussten. Im Rahmen einer tiefergehenden wissenschaftlich orientierten Bearbeitung wurde das Modell 2018 zunächst aufwändig fotografiert (überflogen) unter der Berücksichtigung der realistischen Lichtverhältnisse (Sonneneinstrahlung) mit entsprechender Schattenbildung (siehe auch unser Beitrag „Dokumentation der Entstehung“).
Die fotografische Erfassung und somit Digitalisierung des Modells hatte der Mülheimer Fotograf Bernd Pirschtat übernommen. Nach dem Prinzip der Luftbild-Photogrammetrie „überflog“ er das Modell und hielt die Details in 39 Einzelaufnahmen fest. Durch das Zusammennähen dieser Einzelbilder (bei der digitalen Bildbearbeitung spricht man auch von Stitching) entstand letztlich das Gesamtfoto des Croissants in einer Größe bzw. Auflösung von 27.500 mal 23.500 Pixeln … genau 646,4 MegaPixel. Jeder von uns, der sich an einem gelungenen Foto erfreut, das mit einer normalen 12 – 24 MegaPixel-Digitalkamera von der Aussicht auf dem Kölner Domturm entstanden ist, kann vielleicht nachempfinden, was das bedeutet. Nur so kann sichergestellt werden, dass die feinsten Details des Modells auf den Fotos zu erkennen sind und somit nicht verlorengehen.
In Verbindung mit neuen technischen Möglichkeiten der Digitalisierung eröffnen sich immer wieder neue Bereiche und Ansatzpunkte.
Ergänzung vom 30.12.2020
Schreinsbezirke (Vorläufer der Grundbücher)
Ein weiterer Bearbeitungsschritt des Museumsteams war die genaue Aufteilung in sogenannte historische Haupt – Schreinsbezirke durch den Fotografen Bernd Pirschtat aus Mülheim an der Ruhr und die entsprechende Hervorhebung der relevanten Straßen, Plätze und Gebäude eines Schreinsbezirkes innerhalb des #CROISSANTdeCOLOGNE.
Wegen der hohen Auflösung der Fotographien kann die Ladezeit beim Anklicken des jeweiligen Bildes unten etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Zu jedem dieser Schreinsbezirke werden Themen erarbeitet – Themenbereiche: Kirchen / Deutschorden / Migration (u.a. griech. Kaiserin Theophanu, Dun Scotus, Niederländer) / Pilgerströme / Grundbücher / Ablassmarketing / unveränderte Straßen usw.
Nördlich vom Kölner Dom ist ein ganz besonderer Schreinsbezirk. Er gehört zum Teil des innerhalb der Stadtmauer liegenden Stadtteils „Altstadt Nord“. In diesem Gebiet haben sich heute Versicherungen angesiedelt.
Zunächst spärlich bebaut wuchs die Keimzelle der heutigen Kölner Südstadt schnell zum „Vringsveedel“ – die dortige Kirche St. Severin wurde 1237 geweiht. Innerhalb des heutigen Stadt- Teils „Altstadt-Süd“ sind von der ursprünglichen Stadtmauer neben dem Hahnentor, der Ulrepforte, der Severinstorburg und dem Bayenturm auch ein etwa 100 Meter langes Teilstück mit zwei Wachtürmen am Sachsenring erhalten. Die Ost-Westachse Pipinstraße–Cäcilienstraße–Neumarkt– Hahnenstraße stellt heute die Grenzlinie zum Stadtteil „Altstadt Nord“ dar. Die Grenze des Schreinsbezirk verläuft jedoch….
Der Eigelstein beginnt im Norden am Ebertplatz, in den Eigelstein münden Greesbergstraße, Thürmchenswall und Gereonswall am Eigelsteintor, danach in südlicher Richtung Dagobertstraße, Im Stavenhof, Unter Krahnenbäumen, Weidengasse, Eintrachtstraße und Machabäerstraße. Die erste Kölner Stadtansicht von 1570 zeigte die in ihn einmündende Weidengasse („Weidejaß“; 594 m) noch als abgelegene Straße mit strohbedeckten Hütten, bewohnt von „Kappesburen“, Stadtsoldaten und Wäscherinnen.
Das vorhandene Modell ist ca. 200 x 200 cm groß und besteht aus über 1.000 Einzelgebäuden – es ist das einzige transportable Modell das bekannt ist.
Mehr Information über den Kulturort „VILLA ARTIS“ in Mülheim an der Ruhr(straße 3) hier:
Privates Museum in der Ruhrtalstadt Mülheim in Nordrhein-Westfalen
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