Ständige Sammlung im MMKM Das ausgestellte Werk „Der Tod schaut zu“ stammt aus dem Jahr 1945 auf der Rückseite gemalt ist das Werk „Heile Welt“ – eine Landschaftsmalerei. Heinrich Siepmann schuf die Malerei unmittelbar nach seiner Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Repro- Online- und Folgerechte von Heinrich Siepmann sind geschützt durch ©VG Bild-Kunst, Bonn |
In der Ständigen Sammlung des MMKM MUSEUM MODERNE KUNST MÜLHEIM befinden sich Werke aus allen Schaffenszeiten des Mülheimer Ruhrpreisträgers.
Über Heinrich Siepmann (ein Rückblick)
Das künstlerische Werk von Heinrich Siepmann ist im wesentlichen durch drei Phasen charakterisiert: Das ist erstens die Auseinandersetzung mit der Abstraktion zwischen 1948 und 1957, zweitens die vorsichtige Hinwendung zu konstruktivistischen Formen, und drittens die rigorose Entscheidung für die reine ungegenständliche Konstruktion. Hier war Siepmann in seinem Element. Aus der Spannung zwischen formaler Ordnung und emotionaler Spontaneität entwickelte er ein künstlerisches Programm von großer Dichte und wunderbarer Musikalität – bezeichnend für Siepmann ist, dass er ein Verehrer von Johann Sebastian Bach ist und die „Kunst der Fuge“ als beispielhaft für seine Malerei empfindet. Auch Kasimir Malewitsch mit seinem epochalen „Schwarzen Quadrat“ gehört zu seiner Ahnenreihe.
Siepmann hat das Credo seiner Kunst auf folgende Weise dargestellt: „Der Künstler entfaltet seinen eigenen Kosmos – wer als Betrachter sensibel genug ist, wird in diesen Kosmos eindringen können.“ Es geschehen einschneidende Ereignisse. Dazu zählen schwere Krankheiten. Und dazu zählt der neue Stil mit neuen künstlerischen Dimensionen. Siepmann greift zu neuen Taten – egal ob es sich um Öl, Aquarell, Collage, Graphik, Objekte handelt. Dieser Mann ist in seiner Kreativität unerschöpflich.
Sein Lebenslauf ist unspektakulär. In Mülheim an der Ruhr wurde er 1904 geboren, dort lebt und arbeitet er – voller Lust. Er studierte an der Folkwangschule Essen. Seit 1928 ist er freier Maler. Von 1941 bis 1945 war er Soldat, beschäftigte sich in diesen Jahren mit Stilleben und Landschaftsmalerei, kopierte, wann immer es ging, die alten Meister, um seine Technik zu vervollkommnen.
1948 war er dabei, als die Gruppe „junger westen“ in Recklinghausen gegründet wurde. Im Kreise der Freunde Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Ernst Hermanns, Emil Schumacher und Hans Werdehausen galt Siepmann schon als „der“ Konstruktivist, der mit seinen Instrumentarien – Quadrat, Rechteck, Dreieck, Linie – wie auch mit einer Fülle witzig hintergründiger Collagen seine künstlerische Vielseitigkeit unter Beweis stellt.
Letztlich geht es Heinrich Siepmann darum, mit seiner Malerei Ergebnisse zu schaffen, die er einmal unter den Begriff „kombinatorische Ordnungen“ gestellt hat. Das heißt: „In der Reduktion und Hinwendung auf Grundformen und klar überschaubare Spannungsverhältnisse im Bildgefüge kam ich“, so hat Siepmann gesagt, „zu Bildern aus einem geometrisch-konstruktiven Ansatz her.“ Farbe und Form bildlich zu ordnen, Klang und Stimmigkeit zu erreichen und daraus das Endergebnis zu konstruieren – dies sind die künstlerischen Ziele, die Siepmann beflügeln. Raum, Fläche und Konzeption sind vereinigt, wenn es darum geht, die „geschlossene Komposition“ im Gleichklang des einfachsten Nenners zu vollenden.
Siepmann-Sammler Prof. Heiner Stachelhaus, 2000